Der befestigte Zentralort von Thunau
Historische Stätte
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Beschreibung
Die Festungsanlage am Schanzberg in Thunau am Kamp ist der am umfassendsten archäologisch untersuchte frühmittelalterliche Fundort Österreichs.
Auf dem sogenannten Schanzberg, einem Höhenrücken oberhalb von Thunau am Kamp, wurden schon in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. im Rahmen von Bauarbeiten frühmittelalterliche Funde gemacht. Systematisch archäologisch untersucht wurde der Ort ab 1965, zuerst durch jährliche Ausgrabungen unter Herwig Friesinger vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und in Folge unter Erik Szameit und Martin Obenaus.
Seit Jahrtausenden ein gut geschützter Ort
Das gesamte Areal am Schanzberg ist durch einen umlaufenden Wall befestigt, der teilweise mit Granulitplatten verblendet ist. In die Befestigung integriert ist auch ein massiver Wall einer älteren Siedlungsphase aus der Spätbronzezeit. Betreten wird die Anlage durch Tore mit Tortürmen. Das Herzstück ist der von Palisaden umgrenzte Herrenhof. Der herrschenden Familie diente er zu Wohnzwecken und zur Repräsentation. Auch ein großer Friedhof mit über 200 Bestattungen gehört zur Anlage. Einige reich ausgestattete Gräber und Indizien für gehobenen, „höfischen“ Lebensstil weisen auf eine Konzentration von Macht und Prestige hin: Auf den Tisch kam frisch gejagtes Wildfleisch, und zur Belustigung wurden Bären gehalten.
Ein Zentralort im Grenzland
Auch eine urkundliche Nachricht wird mit Thunau verknüpft: Zum Jahr 902/903 n. Chr. wird eine Schenkung von Gütern im unteren Kamptal an das Bistum Freising erwähnt. Als Schenker tritt ein „vir venerabilis“ namens Joseph auf, möglicherweise ein christlich getaufter, slawischer Edler mit Sitz am Schanzberg von Thunau. Zu dieser Zeit waren der niederösterreichische Donauraum und vor allem die Gebiete südlich der Donau als „bairisches Ostland“ unter karolingischer Herrschaft; im Norden entstand das Großmährische Reich mit seinen Zentren in Südmähren.
Der Zentralort in Thunau verlor seine Bedeutung vermutlich anlässlich der Verlagerung der Handelsrouten im 10. Jh. Die große Siedlung am Fuß des Schanzbergs existierte jedoch auch nach dem Niedergang der befestigten Anlagen weiter, vermutlich bis zur Gründung von Burg Gars im frühen 11. Jh.
Tipp: Die Ausgrabungen am Schanzberg werden im Zeitbrücke-Museum Gars thematisiert.
