Drahtsicht am Kalvarienberg
Museum
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Geht man aufmerksam durch Weingärten, findet man da und dort Setzlinge, geschützt durch Hüllen, damit sie nicht hungrigen Nagern ausgesetzt sind. Am Rand des Weingartens liegen ausgediente Weinstöcke zu makabren Knochenbergen aufgetürmt. Daneben verrotten jene Kletterhilfen, die viele Jahre lang den Trieben und Trauben Halt geboten haben. Ganze Rollen und chaotische Knäuel von rostenden Drähten, die von Resten von Weinranken umwickelt sind, lagern dort.
Die Bindemöglichkeiten haben sich in den vielen Jahren der Bewirtschaftung des Weingartens geändert: Von der ursprünglich verwendeten Rebschnur ist nichts mehr übrig. Umso hartnäckiger behaupten sich die Plastikbänder und bunten Klipse, die unverrottbar scheinen.
Ähnlich einem fossilen Fund bettet Wolfsberger die Drahtringe in Beton, um die Fundstücke anschaulich zu machen und das Gefühl zu vermitteln, dass so mancher Ring im Inneren verborgen ist, konserviert für die Ewigkeit. Die amorphen Drahtringe samt den organischen stoppelzieherartigen Weintrieben erscheinen als archäologischer Fund.
Namengebend für das Kunstobjekt "Drahtsicht" ist seine Positionierung an einem Hang des Kalvarienbergs, der eine wunderschöne Aussicht bis ins Voralpenland bietet. Mit Umsicht wurde der Quader auf ein naturgeschütztes Grundstück gesetzt.
Ein paar Meter den Kalvarienberg nach oben treffen die Spaziergänger und Spaziergängerinnen auf zwei weitere Kunstprojekte, die in Zusammenarbeit von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich und dem Verein Weltklasse! Kunst & Wein, Kunstwege im Kamptal realisiert werden konnten. Bereits 2009 wurde die "Sitzplatzskulptur" von Norbert Maringer eröffnet, vier Jahre später das "Mondrohr" von Herbert Golser. Allen drei Arbeiten gemeinsam sind die intensive Auseinandersetzung mit der Kulturgeschichte und die Faszination für die Schönheit der umliegenden Landschaft.