Das aufblühende Viertel
Zur DNA des Waldviertels gehören neben dunklen Wäldern auch Wiesen, Weiden und Ackerland.
Ab Mai verwandeln sich die unendlichen Weiten in einen bunten Blütenteppich. Von Süd bis Nord, von Ost bis West herrscht Flower-Power – Eine Wohltat für Auge und Gemüt.
In Japan wird Sakura, die Kirschblüte, seit mehr als tausend Jahren gefeiert und ihre Verehrung gehört zum Alltag der Menschen einfach dazu. Sie versammeln sich unter dem rosafarbenen Baldachin der Blüten, um sie zu bewundern und gleichzeitig an ihre vergängliche Schönheit erinnert zu werden. Was im „Land der aufgehenden Sonne“ die Kirsche, ist im Waldviertel der Mohn.
Weiße Blütenpracht in den Baumkronen: Die Kriecherlblüte
Das Kriecherl ist ein früher kräftiger Blüher. Diese Verwandte der Pflaume gibt es so nur im Waldviertel. Früher standen vor jedem Bauernhof ein Kriecherl- und ein Zwetschkenbaum. Dazwischen war die Wäscheleine gespannt. Im August fielen die kleinen Früchte zu Boden und mussten händisch eingesammelt werden. Auch die Verarbeitung war mühsam und so gerieten die Kriecherl immer mehr ins Hintertreffen. Seit einigen Jahren mehren sich allerdings die Initiativen zu ihrer Erhaltung. Die Genussregion „Waldviertler Kriecherl” hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Baumbestände zu pflegen und zu reaktivieren. Die berauschende weiße Pracht setzt Ende April – Anfang Mai im Südlichen Waldviertel ein und eröffnet den Blütenreigen im Land.
Das Gelb der Felder beeindruckt: Die Rapsblüte
Im späteren Frühjahr folgt der Raps, er blüht ungefähr vier Wochen lang. Während dieser Zeit legen zuerst die tieferen Blüten, dann die oberen ihr betörend gelbes Kleid an und werden sofort von den Bienenvölkern umschwärmt.
Schön wie eine Orchidee: Die Blüte der Erdäpfelstaude
Ab Ende Juni liegt dann ein weißer Schleier über den Erdäpfelfeldern. Meist denkt man, wenn man das Wort „Erdäpfel” hört, an den essbaren unterirdischen Teil der Pflanze, die Knolle. Doch kaum jemand weiß, dass sie ihren Siegeszug in Europa als Ziergewächs begann. Ursprünglich waren es die Blüten, deren Schönheit bei Hofe über allen Maßen gelobt und geschätzt wurden. Man ging gar so weit, sie mit Orchideen zu vergleichen. Marie-Antoinette trug Kartoffelblüten im Haar, ihre Mutter, Maria Theresia, war es, die 1740 per Erlass den Anbau im Waldviertel angeordnet hatte. Mehr als die Hälfte der Region im Norden Niederösterreichs wird landwirtschaftlich genutzt. Am Rande der Felder war die Kornblume (Botanisch: Centaurea cyanus) seit jeher ein vertrauter Anblick. Aufgrund der Überdüngung wurde sie mit den Jahren immer seltener, wurde als Unkraut abgetan und war fast schon ausgestorben. Dass ihr leuchtendes Blau zwischen Juni und Oktober im Waldviertel da und dort wieder aufblitzt, darf als Indikator für die Gesundung der Böden gewertet werden.
Botschafterin des Sommers: Die Sonnenblume
Die Sonnenblume blüht in der Regel von Juni bis Oktober. Bei gutem Wetter verfolgen die Blüten und Blätter die Sonne auf ihrer Reise von Ost nach West. Nachts oder bei Tagesanbruch kehren sie dann auf ihre nach Osten gerichtete Grundposition zurück. Egal, ob indigene Völker, europäische Herrscher, Künstler oder Hippies – mit dieser großen runden Schönheit wird stets nur Positives verbunden.
Unverkennbar in Farbe und Duft: Die Lavendelblüten
Wie keine andere Pflanze vermittelt der Lavendel ein Gefühl von Sommer und Unbeschwertheit, deshalb ist er wohl so beliebt. Unverkennbar in Farbe und Duft, wird das mediterrane Gewächs vor allem mit Südfrankreich assoziiert. Dass es nun auch im Waldviertel angebaut wird, hängt wohl mit der Klimaerwärmung zusammen. Blühende Lavendelfelder verzaubern Besucherinnen ab Mitte Juli in den Gegenden von Maissau, Waidhofen/Thaya und St. Leonhard am Hornerwald.
Naturschauspiel des Jahres: Die Mohnblühte
Rund um das Mohndorf Armschlag wird mit dem bekanntesten Blüten-Naturschauspiel des Waldviertels ab dem 10. Juli gerechnet. Das zauberhafte Meer von weißen, lila und roten Blüten ist insgesamt mindestens ein bis zwei Wochen zu sehen. Die magischen Momente zwischen Aufblühen der Knospe und Verblühen der Blüte treten beim Mohn am deutlichsten zu Tage. In den Morgenstunden sieht er am schönsten aus, anmutig und zart. Gegen Abend schließt er seine Blätter und am nächsten Tag fällt die Blüte schon wieder ab.
Für Waldviertelbesucher heißt das: In jedem Monat des Frühjahrs und Sommers gibt es viel zu sehen und zu riechen, am besten bei einer ausgedehnten Wanderung!
Im Waldviertel blüht und gedeiht es den ganzen Sommer über. Aus den Früchten des Landes entstehen köstliche und wertvolle Produkte. Erfinderische und kreative Produzenten laden in ihre Geschäfte – im Internet wie im echten Leben.